„In den Strudeln der Zeit“

Ausstellung im Zentrum für verfolgte Künste Solingen

von Andreas Rehnolt

Georg Netzband, Der Sieger, Mai 1939, Öl auf Leinwand, 59 x 68 cm, Nachlaß Georg Netzband, Lindau, © Dr. Karl-Bernhard Netzband

Zentrum für verfolgte Künste in Solingen 
zeigt Ausstellung „In den Strudeln der Zeit“

Solingen „In den Strudeln der Zeit“ ist der Titel einer Ausstellung, die seit gestern (Montag) im Zentrum für verfolgte Künste in Solingen zu sehen ist. Die bis zum 11. Februar kommenden Jahres terminierte Schau zeigt Kunstwerke aus der Sammlung von Gerhard Schneider die die vielfältigen Herausforderungen, Veränderungen und Wendepunkte widerspiegeln, die Deutschland im Laufe des letzten Jahrhunderts erlebt hat. Vom Ersten Weltkrieg in die Wirren der Revolutionszeit, über die Weimarer Republik und die Zeit des Nationalsozialismus bis zur Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands.


Horst Strempel, Weinende Frau an der Berliner Mauer (Bernauer Straße), 1962, Tusche

Die Kunstwerke oszillieren zwischen persönlicher Betroffenheit und bewußtem Dokumentieren für die Nachwelt. Zeitlich umfaßt die Ausstellung das von Historikern (zumindest für Europa) gelegentlich als das „kurze Jahrhundert“ apostrophierte Zeitalter. Zugleich gilt es als das schrecklichste und blutigste der Menschheitsgeschichte mit weltweit mindestens 75 Millionen Toten in den beiden Weltkriegen. Deutschland sah in dieser Zeit eine Revolution, zwei Diktaturen, eine fast 45jährige Teilung und schließlich eine geschichtlich bis heute einmalig zu nennende friedliche Wiedervereinigung.

Die ausgestellten Gemälde und Grafiken beginnen im Expressionismus der Kriegszeit und decken über das 20. Jahrhundert hinweg verschiedene stilistische Entwicklungen ab. Die Sammlung Gerhard Schneider suchte von Beginn an nach Erst-Entdeckung und vereint bis heute vielfach übersehene Leistungen ungewürdigter Künstlerinnen und Künstler. Diese Nichtbeachtung geht zurück auf Verwerfungen, für die speziell die Nazi-Diktatur verantwortlich ist, hieß es zum Start der Schau.


Conrad Felixmüller, Kohlebergarbeiter, 1921, Kaltnadelradierung

Sie sah zum einen in dem Aufbruch in die Moderne eine „Entartung“, die die imaginierte deutsche Volksgemeinschaft verderbe, zum andern verfolgte sie all jene, die sich Neuerungen im Kunstverständnis verpflichtet fühlten. Die Künstlerinnen und Künstler gingen entweder ins Exil, in die „Innere Emigration“ oder kamen aufgrund rassistischer oder politischer Verfolgung ums Leben. Auch in der Zeit nach 1945 bis zur Wiedervereinigung boten die Gesellschaften in der Bundesrepublik und in der DDR hinreichend Anlaß, sich künstlerisch mit den gesellschaftlichen Strukturen, Erwartungen und Entwicklungen auseinanderzusetzen.

Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
Kontakt: Zentrum für verfolgte Künste
Wuppertaler Str. 160 - 42653 Solingen
Tel.: 0212 - 2581-40

Weitere Informationen: www.verfolgte-kuenste.de